AGOGE Sommercamp 2020 Griechenland

Hallo zusammen.

Sifu kam auf mich zu und sagte: „Thomas, es wäre schön, wenn Du einen kleinen Text für unsere News über das Sommercamp schreiben würdest“.
Ich habe mich über diese Aufgabe riesig gefreut und es als Ehre angesehen, diese News schreiben zu dürfen.

Nun sitze ich im Flugzeug nach Hause und erkenne ein enormes Problem. Ich muss mich damit auseinandersetzen, Worte zu finden. Worte, für ein Ereignis, oder besser gesagt, ein Erlebnis, das mit Worten kaum zu beschreiben ist. Wie gerne würde ich es euch ermöglichen, in mein Herz zu schauen.

Selbstverteidigung Kurse

Wie gerne hätte ich die Gabe, euch an meinen Erinnerungen teilhaben zu lassen, euch dieses Erlebnis nachfühlen zu lassen. Doch diese Gabe habe ich nicht. Diese Gabe besitzt niemand.

Das war nicht „einfach nur“ ein Lehrgang, oder „einfach nur“ ein Training. Das war mehr. Viel mehr. Viel zu viel, um auch nur ansatzweise gerne am Ende der Tage einfach Abschied zu nehmen und wieder nach Hause zu fliegen. Versteht mich richtig, mich hat natürlich zu Hause eine liebende Familie empfangen. Mir ist am Flughafen das Herz aufgegangen als meine Tochter gelacht und geschrien hat, als sie mich sah. Endlich wieder meine tolle Frau in den Arm nehmen. Aber 1 Tag später habe ich gemerkt, dass etwas fehlt. Meine Familie, meine Frau, meine Tochter, meine Eltern und Schwiegereltern, Schwager, Schwägerin, Neffen, Nichten, Freunde. Das ist die eine Familie. Da gibt es aber auch noch eine weitere. Und das ist für mich, wie für viele von uns, die AGOGE.

„Sifu“ bedeutet so viel wie: Väterlicher Lehrer.
„Sihing“ bedeutet so viel wie: Bruder.
„Sije“ bedeutet so viel wie: Schwester.
Dies zu wissen, oder es zu spüren, das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.

Wir lernen die chinesischen Begriffe und Bezeichnungen in den Trainings, das gehört dazu. Ich dachte immer, klar, jetzt weiß ich was es heißt. Fehlanzeige. Erst jetzt, seit diesem Sommercamp, bin ich mir der Bedeutung bewusst. So richtig bewusst.

Mehr als nur Training

Wir haben 6 Tage lang, über 36 Stunden gemeinsam trainiert, Techniken gelernt, für die in einem normalen Training in dieser Intensivität niemals die Zeit wäre.

Selbstverteidigung Kurse

Techniken, die mich einfach umgehauen haben (im wahrsten Sinne des Wortes). Wer also total fertig und geschafft, nach einem 6-stündigen Lehrgang nach Hause kommt, der darf gerne einmal den Versuch wagen, sich vorzustellen, was nach 36 Stunden los ist. 36 Stunden, Sonne wie ein Backofen, 30 Grad im Schatten, 3 Stunden am Vormittag, 3 Stunden am Nachmittag. Schon das ist eine Prüfung für sich. Ich bin stolz, diese Prüfung geschafft zu haben. Das sind wir alle. Es fühlt sich unglaublich gut an.

Wir haben am Strand trainiert, im Sand, im Meer, an der Strandpromenade, in Sifus Garten, auf Isaaks Terrasse. Und mein persönliches Highlight: Auf einem alten Sportplatz, im Hintergrund ein zerfallenes, längst verlassenes, mit Grafitti übersätes Gebäude. Das hat dem Waffentraining nochmal ein ganz besonderes Ambiente verliehen. Das Training war intensiv und sehr vielseitig. Vom Kampftraining, über Chi Sao, bis zum Stockkampf und Messerkampf war alles mit dabei. Wir durften so viel lernen, wie es vielleicht nur in Monaten, oder einem ganzen Jahr möglich gewesen wäre.

Wir haben den ganzen Tag und die halbe Nacht miteinander verbracht. Haben zusammen zu Mittag gegessen, waren zusammen am Strand, haben im Meer Volleyball gespielt, waren am Abend nach dem Training gemeinsam Essen. Danach ging es meist noch in eine Strandbar. Wir haben viel gelacht, manche haben auch geweint. Haben in ihren Teamkollegen plötzlich Vertraute gesehen, denen sie ihr Herz ausschütten können. Wir haben über Ängste gesprochen, über Sorgen, über Freude. Zwanglos. Alles was kam, kam einfach so. Wie in einer richtigen, liebenden Familie. Niemand musste sich Gedanken über richtig oder falsch machen. Wir konnten wir selbst sein. Ich finde, genau das ist es auch, was eine Familie ausmacht.

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Das Sommercamp war großartig und einmalig. Eines der schönsten Dinge, die ich in meinem Leben getan habe. Eine gute und richtige Entscheidung teilzunehmen. Wir haben uns näher kennenlernen dürfen, das Team, wie auch Sifu und seine Familie. Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Sommercamp 2021 und kann nur jedem raten: Kommt mit, es ist eine einzigartige Erfahrung und eine Ehre daran teilhaben zu dürfen.

Ein riesiges Dankeschön an alle, die dabei waren, an meinen Sihing Ibo und Sihing Isaak, die sehr viel Geduld mit mir gezeigt haben und an Sifu, der sehr persönlich und nah mit uns umgegangen ist und uns das alles erst möglich gemacht hat. Ich hoffe, dass ich euch die Erfahrungen die wir machen durften, mit meinen Worten ein Stück näherbringen konnte. Euch vielleicht inspirieren und motivieren konnte, im nächsten Jahr, zur selben Zeit, mit uns zu gehen.

MOLON LABE – Ehre und Mut – AGOGE

Euer Thomas